ERA Auszeichnungen

Colin Baigent absolvierte sein Medizinstudium (im Jahr 1989) an der Universität von Oxford. Er trat 1991 in die Klinische Studien Service Einheit und die Epidemiologische Forschungseinheit in Oxford ein. Im Jahr 2006 wurde er zum Professor für Epidemiologie ernannt und ist seit 2023 Emeritus Professor für Epidemiologie. 2019 wurde er zum Fellow der Akademie der medizinischen Wissenschaften ernannt. Im Jahr 1995 gründete er die Renal Studies Group, die die 9000-Patienten-Studie zum Herz- und Nierenschutz (SHARP) zur Senkung des Cholesterins, die EMPA-KIDNEY-Studie zu Empagliflozin (bei 6600 Patienten) koordinierte, und er ko-leitet nun die EASi-KIDNEY-Studie.

Carsten A. Wagner ist Professor für Physiologie an der Universität Zürich. Er studierte Medizin in Tübingen (Deutschland) und hat seine Dissertation arbeit mit A. Busch und F. Lang absolviert. Er bildete sich weiter bei G. Giebisch , J. Geibel (Yale Universität), und mit H. Murer (Zürich). Seine Forschung konzentriert sich auf Säure-Basen- und Phosphat Gleichgewicht, und Nierensteine. Er war der Vorsitzende des ERA Wissenschaftlichen Beirats, war Mitglied der Herausgeberbeiräte bedeutender Nephrologie-Zeitschriften, hat mehr als 350 Artikel, Reviews, und Buchkapitel veröffentlicht, und hat nationale und internationale Auszeichnungen für seine Arbeit erhalten. 

Ingeborg Bajema ist Professorin für Nephropathologie am Groningen University Medical Center in den Niederlanden. Ihre Forschung konzentriert sich auf renale und systemische, immunvermittelte Krankheiten, hauptsächlich ANCA-assoziierte Vaskulitis, Lupus-Nephritis, C3G und IgG4-RD. Das bezeugen mehr als 200 Artikel (h-Index: 74; Hi-10-Index: 176) und verschiedene Buchkapitel (Heptinstall’s Pathology of the Kidney; Brenner & Rector’s The Kidney). Sie ist Vizepräsidentin der European Vasculitis Society (EUVAS) und auch Vorsitzende des Bildungsausschusses der EUVAS und beteiligt an der Organisation von Bildungsveranstaltungen in ganz Europa.

Rosanna Gusmano (Casale Monferrato, 10. November 1928 – Genua, 12. Februar 2011) war eine Kinderärztin, die in ihrem Leben die Leidenschaft für die Niere und Nierenerkrankungen entwickelte. Als Nephrologin in einem Kinderkrankenhaus setzte sie ihr Wissen für Kinder ein und begründete tatsächlich die Disziplin der Pädiatrischen Nephrologie in Italien.

Sie absolvierte die medizinische Fakultät in Genua, Italien, im Jahr 1953, erhielt im Jahr 1955 den Facharzt für Pädiatrie, erhielt ab 1970 eine Lehrtätigkeit in der gleichen Disziplin und erlangte im Jahr 1974 den Facharzt für Nephrologie.

Rosanna verbrachte ihre gesamte medizinische Karriere im Giannina Gaslini Kinderkrankenhaus in Genua, wo sie zunächst als Assistentin (1960-68) einstieg, zur Associate (1968-77) aufstieg und schließlich die neu gegründete Abteilung für Pädiatrische Nephrologie leitete (1977-1998). Ihr klinischer und wissenschaftlicher Beitrag in diesem Gebiet war enorm. Sie war eine Pionierin auf dem Gebiet der pädiatrischen Dialyse und führte diese Praxis 1969 in Italien ein, war intensiv in der Nierenpathologie tätig und interessierte sich besonders für die Genetik von Nierenerkrankungen. Zu dieser Zeit wurden die meisten italienischen Kinder mit Nierenerkrankungen in Genua behandelt, wo sie die erste pädiatrische Nierentransplantationseinheit in Italien gründete. Rosanna engagierte sich ihr Leben lang für die Patientenversorgung auch außerhalb ihrer Abteilung; sie gründete 1976 den „Fondo Malattie Renali del Bambino“, eine Stiftung, die sich dem Ziel verschrieben hat, einkommensschwache Familien während der Hospitalisierung und Behandlung ihrer Kinder zu unterstützen.

Rosanna war eine Visionärin, glaubte fest an die Forschung und war sich voll und ganz der finanziellen Notwendigkeit von Forschung bewusst. Zu diesem Zwecke gründete sie 2004 die „Renal Child Foundation“ mit dem speziellen Ziel, die wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Nephrologie zu unterstützen.

Sowohl der „Fondo Malattie Renali del Bambino“ als auch die „Renal Child Foundation“ sind noch heute aktiv und engagieren sich voll und ganz für die Erreichung ihrer institutionellen Ziele.

Das konkrete Ergebnis ist das Vorhandensein eines Nierenforschungsteams bei Gaslini, das Personen umfasst, die in einem nach dieser großen Meisterin benannten Labor arbeiten, dem ‚Rosanna Gusmano Laboratory‘.

Sie hinterlässt ein Erbe aus 450 wissenschaftlichen Publikationen und mehreren Kapiteln in Nephrologie-Büchern. Am wichtigsten ist jedoch, dass sie vielen Studenten das Konzept vermittelt hat, dass Medizin Herz und Leidenschaft benötigt und dass Forschung der Schlüssel zu beiden Bereichen ist.

Gianmarco Ghiggeri

Prof. Shaldon wurde 1931 in London geboren und studierte Medizin an der Universität von Cambridge, dem Queens´ College London und dem Middlesex Hospital London von 1949-56. Nachdem er zwei Jahre im Militärdienst als medizinischer Spezialist in einem Krankenhaus in Lagos, Nigeria, verbracht hatte, absolvierte er seine postgraduale Ausbildung am Hammersmith Hospital und dem Royal Free Hospital, London, wo er 1960 zum Dozenten für Medizin ernannt wurde und 1965 zum Beratenden Arzt für die Nierenabteilung. Nur ein Jahr später, 1966, gründete er das National Kidney Centre in London. In den siebziger Jahren verließ er England und arbeitete als Gastprofessor in Montpellier, Frankreich, und Stockholm, Schweden. Von 1977 bis zur Erlangung des emeritus Status war er für den Forschungsbereich des Instituts für Nephrologie am Universitätskrankenhaus in Nîmes, Frankreich, verantwortlich.

Die wissenschaftliche Arbeit von Prof. Shaldon war herausragend, mit über 350 begutachteten Veröffentlichungen als Pionier auf den Gebieten (Heim-)Hämodialyse, Ultrafiltration und Behandlung von ESRD, einschließlich bahnbrechender klinischer Erfindungen. Er entwickelte eine arteriovenöse Fistel, die einfach in Selbstpflege zu punktieren war und war auch der erste, der zentrale Venenkatheter als Zugang für die Dialyse anwandte, jetzt weltweit bekannt als „Shaldon-Katheter“ (Lancet 1961). Er war auch einer der ersten, der Dialysatoren wiederverwendete, und noch wichtiger, er wies auf die Bedeutung von reinem Dialysewasser, von Chemokinen bei Uremie und nicht zuletzt von der Toxizität von Kochsalz hin. Er war ein ausgezeichneter Nephrologe und die Patienten standen immer im Mittelpunkt all seiner Bemühungen. Sein Traum war es, „die Dialyse zum Insulin der terminalen Nierenerkrankung zu machen“, das heißt, den Patienten zu ermöglichen, die Dialyse selbst durchzuführen und weniger abhängig von medizinischer Hilfe zu sein.

Darüber hinaus war Prof. Shaldon ein hervorragender Lehrer und Mentor, der viele der heutigen Generation von europäischen und weltweiten Nephrologen geprägt und gefördert hat. Er war auch einer der „Gründungsväter“ der ERA-EDTA im Jahr 1963. Seine Vision ermöglichte die Entwicklung einer der erfolgreichsten europäischen wissenschaftlichen Gesellschaften heute, die er viele Jahre lang inspirierte.

Raymond Vanholder

Professor Eberhard Ritz ist eine großartige und einzigartige Persönlichkeit weltweit, nicht nur als Wissenschaftler, Visionär in der Nephrologie, ausgezeichneter Redner und leidenschaftlicher Geschichtsliebhaber, sondern auch als hervorragender Mentor für viele junge Kollegen. Seit Anfang der achtziger Jahre des XX. Jahrhunderts bis zu seinem Ruhestand lud Professor Ritz jährlich mehrere junge Kollegen hauptsächlich aus Zentral- und Osteuropa, aber auch aus westlichen Ländern, Lateinamerika oder Asien ein, ihn in Heidelberg zu besuchen. Für sie war es eine besondere Gelegenheit, moderne Nephrologie in seinem Labor zu lernen und wissenschaftliche Artikel in renommierten medizinischen Zeitschriften zu veröffentlichen. Für viele von ihnen wurden die Publikationen mit Professor Ritz als sehr wichtiger Beitrag zu ihrer nachfolgenden wissenschaftlichen oder klinischen Karriere anerkannt. Professor Ritz war einer der ersten, der die Ausbildung in der Nephrologie in großem Maßstab begann, und organisierte seit 1976 das bekannte Seminare in Nephrologie in Heidelberg. Später organisierte er Ausbildungskurse in Nephrologie und arterieller Hypertonie auch in anderen Ländern, oft mit der Unterstützung von ERA-EDTA und ISN. Ohne eine solche direkte Unterstützung, die von Professor Ritz organisiert wurde, wäre die Teilnahme an diesen Bildungskursen für viele junge Nephrologen zu dieser Zeit nicht möglich gewesen. Es besteht kein Zweifel, dass seine enorme wissenschaftliche Aktivität und die vielen neuen Konzepte, die Professor Ritz in seinen ausgezeichneten Übersichtsartikeln oder Vorträgen vorgestellt hat, erheblich zur Entwicklung der modernen Nephrologie beigetragen haben. Professor Eberhard Ritz ist auch deshalb so bekannt, weil er die klinische Karriere vieler junger Nephrologen auf fast jedem Kontinent unterstützt hat. Daher sollten die Empfänger immer sehr stolz sein, wenn sie den Eberhard Ritz ERA Award für junge Forscher erhalten!

Andrzej Wiecek